Tipps unter Kollegen: Freiheit Freiberufler – Das Leben nach dem Chef

Freiberufler im Interview: Teil 3

In dieser Blogbeitragsreihe dreht sich alles um IT-Freiberufler. Wie auch schon in den andern Beiträgen (Teil 1, Teil 2, Teil 4), stützt sich der Inhalt dieses dritten Beitrags auf Interviews mit der Zielgruppe selbst – mit Freiberuflern aus der IT-Welt. Diesmal wurde eine Frage behandelt, die mich persönlich schon länger interessiert: Wie schafft man es, die Komfortzone des Angestellten-Daseins zu verlassen und den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen?  

Der Schritt aus der Komfortzone: Vom Angestellten zum Freiberufler 

Auch dieses Thema habe ich mit insgesamt drei Freelancern besprochen, die schon unterschiedlich lange (seit einem, seit drei und seit zwölf Jahren) selbstständig sind. Zuerst hat mich dabei interessiert, wieso meine Interviewpartner überhaupt diesen Schritt gewählt haben. 

„Aus welchem Grund haben Sie sich dazu entschieden, Freiberufler zu werden?“ 

Meine Vorstellung war immer, dass der Aspekt, sein eigener Chef zu sein, der ausschlaggebende Punkt bei der Beantwortung dieser Frage ist. Diese Auffassung wurde mit folgenden Ausführungen einer der Interviewpartner bestätigt: 

Ich hatte bei den beiden Firmen, wo ich vorher war, immer Probleme mit meinen Chefs und das hat mich immer genervt: dass man einen Chef über sich hat, dem man Rechenschaft schuldig ist und der einem nicht die Flexibilität lässt, die Arbeit so zu machen, wie man denkt, dass sie richtig ist. Und das hat mir immer gefehlt. Und ich habe nie wirklich einen Arbeitsplatz gefunden, wo ich dachte, da kann ich mich wirklich frei entfalten und meine eigenen Entscheidungen treffen. 

Dies war allerdings nicht der einzige Grund, der im Rahmen der Interviews als Ursache für den Sprung in die Freiberuflertätigkeit angebracht wurde:  

„Ich wusste, dass meine Fähigkeiten und Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe, auch gerade ziemlich gefragt sind auf dem Markt. Und dass ich gute Chancen hatte.“ 

Ich habe die Externen in unserem Bereich gesteuert und habe dann gesehen, was die so machen und dachte mir: das kann ich auch.“ 

„Ich habe in meinem Umfeld auch einige Freiberufler, bei denen ich einfach gemerkt habe, ok, die machen das schon eine Weile, die sind zufrieden und das läuft gut.“ 

So spielen neben dem Wunsch, sein eigener Chef zu sein, auch noch andere Themen eine Rolle. Zum Beispiel auch die reine Erkenntnis, dass man dazu überhaupt in der Lage ist. Wichtig ist dabei laut den interviewten Freiberuflern –, wie gefragt die eigenen Skills auf dem Markt wirklich sind und wie weit diese Skills objektiv betrachtet tatsächlich beherrscht werden. Damit wollte ich mich aber noch nicht zufriedengeben. An dieser Stelle habe ich noch weiter nachgehakt und folgende Frage gestellt: 

„Gab es einen speziellen Moment, der für den Schritt ausschlaggebend war?“ 

Die Antworten auf diese ganz konkrete Frage zeigten einen weiteren Grund, womöglich den wichtigsten, auf: die Unzufriedenheit mit dem Arbeitgeber. Die konkreten Antworteten lauteten wie folgt: 

Ich hatte eine unschöne Situation mit meiner damaligen Chefin, wo ich dachte: jetzt ist die Grenze bei mir erreicht, ich brauche etwas Neues.“ 

„Im Prinzip hat mich die Umgebung ein bisschen gelangweilt irgendwann, weil es immer dasselbe war: eintönig. Und ich wollte andere Firmen und Systeme und so kennenlernen.“ 

„Bei meinem Arbeitgeber bin ich nicht mehr so richtig weitergekommen – zumindest nicht in die Richtung, in die ich wollte. Das hat dann den Ausschlag gegeben.“ 

Neben den oben aufgeführten Gründen spielt also die Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber eine entscheidende Rolle bei der Frage, ob man weiterhin als Angestellter arbeiten oder sich selbstständig machen möchte. An dieser Stelle möchte ich deshalb einen Tipp für Arbeitgeber festhalten: 

  • Möchten Sie gute Mitarbeiter halten, deren Skills auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind, dann sorgen Sie für Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter. Schaffen Sie Abwechslung, Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. 

So kam es, dass meine Gesprächspartner sich für die Selbstständigkeit entschieden. Doch mit der Entscheidung ist es noch nicht getan. Im nächsten Schritt wollte ich wissen, welche Dinge dabei unbedingt zu beachten sind.  

„Welche To-dos sind beim Schritt in die Selbstständigkeit zu beachten?“

 „Da gab es einige Sachen. Natürlich Finanzamt, das ist das Allerwichtigste, dass man sich da informiert: Was muss ich für Dokumente einreichen? Was muss man alles beantragen? Die ganzen Sachen mit Steuerberater und Versicherungen sind auch ganz wichtig. Weil man dann natürlich als Freiberufler nicht automatisch versichert ist, was Berufsunfähigkeit oder Berufshaftpflicht betrifft.“ 

„Was habe ich denn alles vorbereiten müssen? Also ich habe mich mit dem Thema Selbstständigkeit überhaupt erstmal beschäftigt. Also wie es möglich ist, freiberuflich tätig zu sein oder ob es überhaupt möglich ist […]. Man wird ja schnell als Gewerbetreibender eingestuft damit das nicht passiert, habe ich das alles gut vorbereitet und mich viel informiert. Beim Finanzamt auch und auf Existenzgründermessen war ich ebenfalls unterwegs. Ich habe mich viel mit dem Thema beschäftigt, wie so ein Unternehmen dann funktioniert, also auch viel beim Steuerberater erfragt.“ 

Hier stehen formelle Vorbereitungen also im Vordergrund: Klärungen mit dem Finanzamt, Einreichen von Dokumenten und die Beschäftigung mit dem Steuerberater. Rat kann aber nicht nur der Steuerberater geben. Wie einer der befragten Freiberufler anbrachte, sind Existenzgründermessen ebenfalls eine gute Variante, um sich ordentlich auf diesen Schritt vorzubereiten. 

Unser Whitepaper zu den Vorteilen eines IT-Beratungshauses vs. IT-Freelancers

Vorteile: IT-Beratungshaus vs. IT-Freelancer

Brauchen Sie Unterstützung bei der Suche nach geeignetem Fachpersonal? Wir zeigen Ihnen hier die Vorteile auf, die ein IT-Beratungshaus und IT-Freelancer mit sich bringen

Bei diesen Antworten dachte ich mir allerdings, dass dies wohl auch die Ratschläge und zu beachtende Punkte sind, die man in jedem Ratgeber findet 

„Welche unerwarteten Herausforderungen sind aufgetreten?“ 

Also habe ich zudem danach gefragt, wo versteckte Schwierigkeiten lagen, mit denen meine Gesprächspartner nicht rechneten. Ein Aspekt stach dabei besonders heraus: 

„Der Kundenstamm am Anfang, der ist ja recht mager, wenn man nicht schon Kunden hat. Und das würde ich auf jeden Fall jedem Neu-Freiberufler mitgeben also vorher schon dafür zu sorgen, dass man Aufträge hat, wenn man anfängt. Ich habe halt angefangen, habe mir gedacht, ich mache es jetzt einfach und dann blieben die Aufträge erstmal für 4-5 Monate aus. Und dann ging es erst richtig los, dann war man in den Netzwerken bekannt und dann fing es auch an, dass die Headhunter einen angerufen haben. Das hätte ich schon vorher vorbereiten können.“ 

Neben den Formalitäten gilt es also auch das tatsächliche Geschäft vorzubereiten. Die ersten Aufträge sollten somit bereits vor dem Start der Selbstständigkeit eingetütet sein und bestmöglich besteht bereits ein Netzwerk, um in diesem Business Fuß zu fassen. 

Ein großes Thema in der Selbstständigkeit, das ebenfalls einer meiner Interviewpartner anriss, ist die Frage, ob eine juristische Person sinnvoll ist oder nicht. Zwei meiner Gesprächspartner haben bereits eine solche gegründet. Bei der dritten Person im Bunde hat mich deshalb interessiert, weshalb sie dies bisher nicht getan hat. Dazu bekam ich folgende Antwort: 

„Ich habe das schon überlegt, bis jetzt habe ich noch nicht die Vorteile für mich gefunden, das zu tun. Wenn man eine Firma gründet, hat man natürlich auch mehr Pflichten, was die Buchhaltung und sowas angeht. Und da muss man ja auch erst in die Firma investieren. Man kann nicht ohne Geld eine Firma gründen. Das würde ich mir dann überlegen, aber ich habe noch nicht die Entscheidung getroffen, dass ich das auf jeden Fall mache. 

Interessanterweise ist ein anderer Interviewpartner ebenfalls auf den Punkt der finanziellen Investition eingegangen. Dieser Freiberufler gründete vor einem Jahr eine UG, nachdem er zuvor einer GmbH beigetreten war, diese aber wieder verließ. Sein Argument für die Gründung einer UG war unter anderem der finanzielle Aspekt: 

„Eine UG kann mit weniger Startkapital gegründet werden, also man braucht nicht die 25.000 . Die UG kann auch mit einem geringeren Betrag gegründet werden. Die Kunst darin ist nur, dass man trotzdem noch selbst haftbar ist, solange es keine GmbH ist. […] Der größte Unterschied zur Freiberuflichkeit ist, dass man nicht einfach mit dem Geld interagieren darf, das reinkommt. Bei einer Freiberuflichkeit kann ich das ja einfach ausgeben. Bei einer Gesellschaft halt nicht, die Gesellschaft muss man immer als juristische Person sehen.“ 

Nachdem ich mit diesen drei Freiberuflern über ihre Gründe für eine Freiberuflichkeit, Hürden und eine juristische Person gesprochen habe, bat ich meine Gesprächspartner, mir jeweils drei wichtige Tipps zu nennen, die sie jemandem mitgeben möchten, der mit dem Gedanken spielt, den gleichen Weg zu gehen wie sie. 

„Welche Tipps möchten Sie jemandem mitgeben, der den Schritt vom Angestellten-Dasein zur Selbstständigkeit in der IT-Welt machen möchte?“ 

Dazu kamen diese Tipps zusammen: 

  • Sei gewillt, Risiken einzugehen. 
  • Glaube immer an dich und gebe nicht auf. Auch, wenn zu Beginn die Projektanfragen ausbleiben. 
  • Hab keine Angst vor steuerlichen oder buchhalterischen Themen. Da findet jeder rein. 
  • Lege viel Wert auf dein Netzwerk und Kontakte. 
  • Stelle dich möglichst breit in Bezug auf deine Akquise auf. Arbeite mit mehreren Recruitern zusammen und gehe proaktiv auf die Suche nach passenden Projekten.

Fazit 

Wie auch schon bei den vorherigen Beiträgen dieser Reihe, wurde ich von den Antworten meiner Interviewpartner überrascht. Der Wunsch nach Unabhängigkeit war für die befragten Freiberufler zwar ein Aspekt, aber nicht der Hauptgrund für den Schritt in die Selbstständigkeit. Stattdessen kristallisierte sich, neben verschiedenen anderen Gründen, die Unzufriedenheit mit dem Arbeitgeber als ausschlaggebend heraus.

Bei dem Punkt der Vorbereitung bleibt festzuhalten, dass es selbstverständlich einige Formalitäten zu regeln gibt, die aber auch in jedem Ratgeber stehen. Ein Tipp ragt hier aber heraus – die Sicherstellung der ersten Projekte. Neben diesem Tipp sprachen meine Interviewpartner weitere Tipps aus, die sich jeder zu Herzen nehmen kann, der sich überlegt, vom Angestellten zum Freiberufler zu wechseln 

Im vierten und vorerst letzten Beitrag wird es um ein Thema gehen, das die Berufswelt schon seit einiger Zeit beschäftigt: die Work-Life-Balance. IT-Freiberufler sind bekannterweise viel unterwegs, teilweise deutschland-, europa- oder sogar weltweit in Projekten tätig.

Wie kann auf diese Weise eine gesunde Work-Life-Balance gelebt werden? Wie achten Freelancer auf ihre Gesundheit, während sie von einem Hotel ins nächste ziehen? Wie können Projekte und Familie unter einen Hut gebracht werden? Das sind die Fragen, die ich meinen nächsten Interviewpartnern stellen werde. Ich bin sehr gespannt auf die daraus resultierenden Erkenntnisse und freue mich schon darauf, auch Sie daran teilhaben zu lassen.  



Das könnte Sie auch interessieren

Immer häufiger spreche ich mit Kunden, die stark verunsichert sind, wenn es um den Einsatz von Freiberuflern geht. Die Angst, rückwirkend Sozialversicherungsbeiträge und Lohnsteuern für den eingesetzten Freiberufler zu zahlen, […]

weiterlesen

„Wir glauben daran, dass wenn die passenden Menschen zusammenkommen, herausragende Ergebnisse entstehen“.

weiterlesen

Im ersten Beitrag dieser Reihe ging es im Gespräch mit 3 erfahrenen Freiberuflern um die Frage, wie man sich Kunden zu Fans machen kann und sich so Folgeprojekte sichert. Dabei […]

weiterlesen

5 Kommentare zu "Tipps unter Kollegen: Freiheit Freiberufler – Das Leben nach dem Chef"

Katherine Fischer - 2. April 2020 | 21:34

Mein Cousin ist Freiberufler und er sagt, die finanzielle Sachen sind sehr kompliziert. Deswegen arbeitet er mit einem Steuerberater. Aber ich stimme dazu, dass es wichtig ist sich zu informieren, besonders über die Dokumente, die man dafür braucht.

Antworten
Susanna Fischer - 7. April 2020 | 15:03

Vielen Dank für Ihren Kommentar.
Ich hoffe dieser Beitrag konnte Ihnen auch darüber hinaus den ein oder anderen hilfreichen Tipp geben.

Bei Rückfragen können Sie sich auch gerne persönlich mich uns in Verbindung setzen.

Viele Grüße
Susanna Fischer

Antworten
Joachim Hussing - 24. August 2020 | 22:56

Danke, dass Sie diesen Artikel über freiberufliche Tätigkeit mit uns teilen. Mein Bruder ist daran interessiert, sein eigenes Unternehmen zu gründen, nachdem er gerade von seinem alten Job weggegangen ist. Ich werde ihn über diesen Artikel informieren, während er nach dem besten Weg sucht, freiberuflich tätig zu werden und ein neues Unternehmen zu gründen.

Antworten

Danke für die tollen Tipps zur Freiheit der Freiberufler. Ich würde gerne Freiberufler werden habe jedoch Angst, dies nicht zu schaffen. Ich werde mir jedenfalls einen Steuerberater suchen und ebenso Versicherungen abschließen. Danke!

Antworten
Susanna Fischer - 22. Dezember 2020 | 12:48

Vielen Dank für Ihr positives Feedback! Wenn wir Sie auf dem Weg in die Freiberuflichkeit unterstützen können, stehen wir Ihnen gerne zur Seite.

Mit freundlichen Grüßen
Susanna Fischer

Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Bitte füllen Sie alle mit * gekennzeichneten Felder aus. Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.





Kontaktieren Sie uns!
Alina Beck
Alina Beck Kundenservice